Geht es dir so wie mir? Bei Fehlschlägen, die immer wieder vorkommen denkst du: „Was mache ich falsch und wie kann ich diesen Fehler abstellen?“
Wenn du lernen möchtest, eigenständig deinen Schwung und somit auch deine Fehlschläge zu analysieren, dann bereite dich auf eine gewaltige Aufgabe vor, weil das ist garnicht so leicht wie man denkt. Noch dazu gibt es viele Mythen unter den Golfern – zu viele von ihnen – und alle lenken dich irgendwie in die falsche Richtung. Deshalb ist dieser Beitrag sicherlich ein guter Einstieg.
Um deine Fehlschläge beim Golf besser zu verstehen und zwischen guten und schlechten Schlägen unterscheiden zu können, empfehle ich dir zunächst, dein Ballflugmuster kennenzulernen.
Wie beginnen wir mit der Analyse eines Golfschwungs?
Es gibt einen Faktor, den du bei jeder Schwungkorrektur immer im Blick behalten solltest, denn im Grunde genommen möchtest du dass ich dein Ballflug verbessert. Damit dir das gelingt, gibt es in deinem Schwung einen Moment, der über Erfolg und Misserfolg entscheidet. Es ist der Treffmoment!
Dieser Augenblick geschieht innerhalb eines Bruchteils einer Tausendstelsekunde. Ganz streng genommen kann man sogar davon ausgehen, dass der Treffmoment die einzige Konstante in diesem Sport ist, denn die Regeln der Physik und somit die Regeln der Ballfluggesetze gelten für alle gleich und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gelten die heutigen Regeln der Physik auch morgen, wenn du wieder zum Golfen gehst.
Anders hingegen steht es um deinen Golfschwung. Dieser ist einzigartig! Man kann sogar behaupten, dass Golfschwünge wie Fingerabdrücke sind. Kein Golfschwung gleich dem anderen, denn jeder Golfer hat andere Hebelverhältnisse, Muskeln, Sehnen und Bänder.
Du willst deinen Golfschwung analysieren, dann fang doch einfach mit dem Treffmoment an, denn hier darfst Du versuchen den Weltklasse Golfer zu kopieren.
Der gerade Schlag
Beim geraden Schlag schwingt der Schläger von Innen nach Innen durch den Ball, während das Schlägerblatt im Treffermoment zum Ziel zeigt. Von Innen nach Innen bedeutet dass sich der Schläger im Impact genau in Richtung Ziel bewegt. Beim sauberen Treffer wird immer ein Rückwärtsdrall produziert, der sogenannte Backspin. Bei einem Schlag ohne Kurve befindet sich die „spin axis“, also die Drehachse um die der Ball rotiert, in einer waagerechten. Dieser Ballflug entsteht wenn der Schläger in die gleiche Richtung zeigt wo er hin schwingt.
Die Flugkurven
Eine Flugkurve entsteht immer, sobald die Schlagfläche nicht in die gleiche Richtung zeigt wo sie hin schwingt.
Slice
Beim Slice zum Beispiel schwingt der Schläger von Außen nach Innen und die Schlagfläche ist offen zu Schwungbahn. Die „spin axis“ ist durch diesen Treffmoment seitlich gekippt und hat zur Folge, dass die – durch den Drall entstandene – Krafteinwirkung den Ball jetzt seitlich weg kurven lässt.
Der Tourprofi Marcel Siem hat mir gezeigt, mit welchem Drill er seine Schwungbahn verbessern möchte, um den Slice abzustellen. Welcher Drill letztendlich dir hilft, deinen Slice zu beseitigen, müsste individuell analysiert werden.
Hook
Beim Hook passiert das Gegenteil, der Schläger schwingt von Innen nach Außen und die Schlagfläche ist geschlossen zur Schwungbahn. Die „spin axis“ ist hier zur anderen Seite gekippt.
Merksatz:
Je größer der Loft des Schlägers, desto schwächer die Flugkurve. Dies ist von Bedeutung, da ab einem gewissen Loft keine sichtbare Kurve entsteht. Das sollte man einfach wissen.
Startrichtung
Die Startrichtung wird hauptsächlich bestimmt durch die Schwungbahn und die Richtung, wohin das Schlägerblatt zeigt. Der Ball startet immer in eine Richtung zwischen Schlagflächenausrichtung und Schwungbahn, wobei die Schlagfläche immer der dominierende Faktor ist. Es kann manchmal etwas dauern, bis man dahinter kommt, wie der Treffmoment aussieht.
Achtung Disclaimer!
All die Ballfluggesetze in diesem Beitrag gelten nur bei sauberen Treffern am Sweetspot, denn es kann Ausnahmen geben. Mehr zu diesem Thema erfährst du im nächsten Kapitel „Zahnradeffekt“.
Zahnradeffekt
Was ist der Zahnradeffekt?
Bei Schlägern wo der Schwerpunkt des Schlägerkopfs weiter hinten liegt, wie zum Beispiel beim Driver oder bei Fairwayhölzern, kann bei Treffern außerhalb des Sweetspots ein sogenannter Geareffekt – auf deutsch Zahnradeffekt – entstehen, welcher auch Kurven produzieren kann.
Was passiert physikalisch?
Beim Spitzen- oder Hacken-Treffer öffnet bzw. schließt sich das Schlägerblatt durch eine Rotation der Schlagfläche um den Schwerpunkt des Schlägerkopfs. Wenn der Schwerpunkt des Schlägerkopfs weiter hinten liegt, bewegt sich das Schlägerblatt dabei seitlich und nicht nach hinten, wie man in der Grafik sehen kann. Durch diese Seitwärtsbewegung ist die Spin-Axis wieder seitlich gekippt, so dass auch hier eine Kurve entstehen kann.
Bulge-Effekt
Um diese ungewollte Kurve auszugleichen, haben sich die Schlägerbauer etwas überlegt. Sie haben das Schlägerblatt rund gemacht und nicht gerade wie bei den Eisen. Durch die Rundung startet der Ball beim Spitzentreffer nach rechts und bei Hacken Treffern nach links, damit am Ende das Ziel nicht zu sehr verfehlt wird.
Vom Ballflug auf den Treffmoment schließen
Bei allen Ballfügen kann man ganz klare Rückschlüsse auf den Treffmoment ziehen (vorausgesetzt du hast mit dem Sweetspot getroffen), außer beim Push-Slice und beim Pull-Hook, da ist das Bild des Treffmoments im Hinblick auf die Schwungbahn nicht ganz so klar. Hier sollte man noch einmal genauer hinschauen, z.B. mit einer Videoanalyse oder mit einem Radargerät.
Ballflug | Schwungbahn* | Schlagfläche** | |
---|---|---|---|
1 | Gerader Schlag | Neutral | Neutral |
2 | Slice | Außen – Innen | Offen |
3 | Hook | Innen – Außen | Geschlossen |
4 | Push | Innen – Außen | Offen |
5 | Pull | Außen – Innen | Geschlossen |
6 | Push-Hook | Innen – Außen | Geschlossen |
7 | Pull-Slice | Außen – Innen | Offen |
8 | Push-Slice | Innen – Außen, Neutral, Außen -Innen | Offen |
9 | Pull-Hook | Außen – Innen, Neutral, Außen -Innen | Geschlossen |
„Innen – Außen“ bedeutet die Schwungbahn geht von Innen nach Außen
** Schlagflächenstellung im Verhältnis zur Schwungbahn